Informationen rund um das Thema “Nahwärme”

Sie möchte mehr erfahren, z.B. über die Funktionsweise, Arten und mögliche Betreibermodelle von Nahwärmenetzen oder über Vor- und Nachteile? Hier finden Sie grundlegende Informationen zum Einstieg.


Wie funktioniert’s?

(1) Heizzentrale: Bereitstellung der Wärme; (2) Wärmenetz: Hauptleitung und Hausanschlussleitung; (3) Wärmeabnehmer; (4) Hausübergabestation

(1) Heizzentrale: Bereitstellung der Wärme; (2) Wärmenetz: Hauptleitung und Hausanschlussleitung; (3) Wärmeabnehmer; (4) Hausübergabestation

 

Ausgangspunkt eines Nahwärmenetz sind eine eine oder mehrere zentrale Heizzentralen (1), in denen in leistungsstarken Kessel die Wärme produziert wird. Der Transport der Wärme erfolgt über die Hauptleitungen (2), welche entsprechend gedämmt sind, um die Übertragungsverluste zu minimieren. 
Die Anzahl und Verteilung der Abnehmer (3) ist entscheidend. Diese sollten in einer möglichst zahlreich sein und in einem engeren Umfeld liegen. Zusätzlich ist es hilfreich, wenn ein oder mehrere Großverbraucher im Netz sind. Dies können beispielsweise Pflegeeinrichtungen, Unternehmen mit hohem Wärmebedarf oder Schulen sein. Bei den Abnehmern wird über eine sogenannte Hausübergabestation (4) die Wärme aus dem Netz an das Haussystem übergeben. I.d.R. wird ein Kombispeicher vorgesehen, damit die maximale Übertragungsleistung der Hausstation reduziert werden kann. 

Wer macht’s? Mögliche Betreibermodelle

  • Genossenschaft

    Bei einer Genossenschaft schließen sich Bürger*innen zusammen, um gemeinsam ein Nahwärmenetz zu betreiben. Dabei stehen die Gewinnabsichten klassischerweise eher im Hintergrund. Meisten sind alle Abnehmer Mitglieder der Genossenschaft. Die Finanzierung erfolgt zum einen über den eingezahlten Genossenschaftsanteil, über aufgenommene Kredite und durch Fördergelder. I.d.R. beauftragt eine Genossenschaft ein Ingenieurbüro, welches die Projektierung, Ausschreibung und die Baubegleitung durchführt.

    Entscheidungen zum Wärmepreis, der Brennstoffart oder Erweiterungen werden durch Abstimmung getroffen, hier hat jedes Mitglied eine Stimme, wodurch die Entscheidungsfindung ein Basisdemokratischer Prozess ist.

    Der Betrieb, die Abrechnung und weitere anfallende Aufgaben des Wärmenetz können über einzelne Genossen erfolgen. Alternativ kann auch ein sog. Contracting erfolgen, bei welchem ein kommerzieller Anbieter den Betrieb und die Abrechnung des Wärmenetz übernimmt.

    Beispiele:

  • Straßenschild mit Bezeichnung "Stadtwerke"

    Lokales Versorgungsunternehmen

    Bei diesem Modell treten Stadtwerke oder (lokale) Versorgungsunternehmen als Betreiber eines Nahwärmenetz auf – äquivalent zu der „normalen“ Wasserversorgung. Die Wärme wird geliefert und abgerechnet von den Stadtwerken. Diese können je nach Satzung diese Aufgabe als „Daseinsvorsorge“ ansehen. Planung und Bau des Netzes können, je nach Erfahrung und Kapazität, direkt von den Stadtwerken übernommen oder auch extern vergeben werden.

    Ein Vorteil der Stadtwerke ist, dass diese im Gegensatz zu einer Genossenschaft oder einem kommerziellen Betreiber nicht in Insolvenz gehen können. Die Gewinnabsicht der Stadtwerke ist meist vorhanden, jedoch ist anzunehmen, dass diese geringer ist als bei einem kommerziellen Unternehmen. Ebenfalls ist durch die Realisierung über Stadtwerke ein lokaler Ansprechpartner verfügbar, an den sich Kunden werden können.

    Beispiele:

  • Straßenschild mit Aufschrift "Privater Energieversorger"

    Kommerzieller Betreiber

    Bau, Betrieb und Planung des Wärmenetzes wird in diesem Fall von einem dafür spezialisiertes Unternehmen übernommen. Dabei steht dessen finanzielles Interesse klar im Vordergrund.

    Das Wärmenetz befindet sich im Besitz des Anbieters. Dieser übernimmt den Betrieb und die Abrechnung gegenüber den Abnehmern.

    Beispiele:

    • Heizwerk UB GmbH

Was spricht für ein Nahwärmenetz – und was dagegen?

balance-2108025_1920.jpg

Vorteile:

like.png
  • Einbindung von verschiedenen Wärmequellen möglich

  • Heißwassernetze für alle Heizungsarten einsetzbar

  • Beitrag zur Wärmewende, da erneuerbare Energien gut einsetzbar

  • Rund-Um-Service für Anschlussnehmer

dislike.png

Nachteile:

  • Nicht universell umsetzbar

  • Hohe Investitionskosten für die Inbetriebnahme

Wer zahlt’s? Fördermöglichkeiten für Betreiber und Abnehmer

 A) für Betreiber

Derzeit erfolgt die Unterstützung der Betreiber über verschiedene Förderprogramme, welche zukünftig allerdings durch die sog. Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) ersetzt werden sollen. Dieser Schritt war für das Jahr 2021 geplant, ist jedoch noch nicht endgültig umgesetzt.

B) für Abnehmer*innen

Seit 01.01.2021 ist der Anschluss an ein Nahwärmenetz mit mind. 25% erneuerbare Energien zu 30% der anfallenden Kosten förderfähig. Bei mind. 55% erneuerbare Energien liegt der Fördersatz bei 35%. Beim Umstieg von einer Ölheizung auf Nahwärme erhöht sich der Fördersatz um weitere 10%. Die Investitionskosten der Abnehmer wird somit stark reduziert. Über 20 Jahre betrachtet sind die Vollkosten einer Nahwärmeversorgung mindestens vergleichbar zu denen einer fossilen Heizung. Mit steigendem CO2-Preis wird eine Ersparnis erzielt. Hinweis: Die Förderung bezieht sich auf Bestandsgebäude.

Sie haben individuelle Fragen zu Fördermitteln oder allgemein zum Energiesparen? Nutzen Sie gern eines der Beratungsangebote der Agentur für Klimaschutz Kreis Tübingen.

Interesse geweckt?

Kommen Sie gern auf uns zu!

Agentur für Klimaschutz Kreis Tübingen gGmbH

Mail: info@agentur-fuer-klimaschutz.de

Tel. 07071 / 567 960